War das «Insekt» wirklich eine Schlange oder doch ein Insekt?

War das «Insekt» wirklich eine Schlange oder doch ein Insekt?

Leserbrief
Ausgabe
2017/25
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.02990
Schweiz Med Forum 2017;17(25):564

Publiziert am 21.06.2017

War das «Insekt» wirklich eine Schlange oder doch ein Insekt?

Leserbrief zu: Skalsky J. Das «Insekt» war höchstwahrscheinlich eine Schlange …. Schweiz Med Forum. 2017;17(11):272–3.
Mit grossem Interesse haben wir den Artikel zum vermuteten Schlangenbiss gelesen. Da unsere einheimischen Vipern, die Aspisviper (Vipera aspis) und die Kreuzotter (Vipera berus), nicht sehr gross werden (in der Regel 50–70 cm) und durch ihre Färbung und Zeichnung gut getarnt sind, kann es durchaus vorkommen, dass der einzige Hinweis auf ­einen Biss die Bissstelle in den ungeschützten Fuss oder die Hand ist, ohne dass die Schlange gesehen wird.
Allerdings sind, was die Schilderung des Falls anbelangt, einige Fragen aufgetaucht. Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz, KARCH (www.karch.ch), hält einen Giftschlangenbiss für äusserst unwahrscheinlich, da im Zürcher Oberland keine Vorkommen von heimischen Giftschlangen bekannt und aus zoogeografischer Sicht auch keine zu erwarten sind. Es sei denn, es handle sich um ein verschlepptes, entwichenes oder illegal ausgesetztes Tier. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, wo genau und zu welcher Jahreszeit der Unfall stattfand. Zudem ist die Lokalisation des Bisses ungewöhnlich, vor allem wenn der Gärtner lange Hosen getragen haben sollte.
Nach Giftschlangenbissen empfehlen wir nicht nur bei Schwellungsausbreitung auf den Rumpf, sondern in jedem Fall eine stationäre Überwachung, da sich die maximale Symptomatik erst nach Stunden manifestieren kann und sich die systemische Toxizität nicht parallel zur Schwellung entwickeln muss [1]. Zudem können auch allergische Reaktionen auf das Schlangengift auftreten, die eine sofortige Therapie nötig machen.
Die Bereitstellung von Antiveninen ist wegen regelmässiger Engpässe schwierig, so werden die beiden im Artikel erwähnten Antivenine nicht mehr hergestellt. Über die aktuell verfügbaren Antivenine und deren Standort gibt am besten www.antivenin.ch Auskunft, eine laufend aktualisierte Liste der in der Schweiz verfügbaren Antivenine.
Dr. med. Christine Rauber-Lüthy
Tox Info Suisse
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
christine.rauber[at]toxinfo.ch
1 Petite J. Viper bites: treat or ignore? Review of a series of 99 patients bitten by Vipera aspis in an alpine Swiss area. Swiss Med Wkly. 2005;135(41–42):618–25.