Prädiabetes: Liraglutid zur Unterstützung der Gewichtsabnahme?

Prädiabetes: Liraglutid zur Unterstützung der Gewichtsabnahme?

Und anderswo ...?
Ausgabe
2017/36
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.03010
Schweiz Med Forum 2017;17(36):755

Publiziert am 06.09.2017

Prädiabetes: Liraglutid zur Unterstützung der Gewichtsabnahme?

Fragestellung

Prädiabetes und Adipositas stellen Risikofaktoren für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes dar, welcher jährlich bei 5–10% der Betroffenen auftritt. Liraglutid ist in zahl­reichen Ländern zur Unterstützung der Gewichtsabnahme zugelassen. In einer 56-wöchigen Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Liraglutid beim Abnehmen untersucht. Die ­Resultate waren sowohl bei Patienten mit als auch ohne Prädiabetes äusserst positiv. Aus dieser Studie wurden alle Patienten mit Prädia­betes ausgewählt und erhielten zwei weitere Jahre ent­weder die Behandlung oder ein Plazebo. Auf diese Weise sollte festgestellt werden, ob durch Liraglutid der Anteil der Prädiabetiker, die einen Typ-2-Diabetes entwickeln, gesenkt werden kann.

Methode

SCALE ist eine randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Studie. Sie wurde an über 5000 Patienten durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Liraglutid bei der Gewichtsabnahme festzustellen. Liraglutid ist ein Glukagon-like-Peptid-1-Rezeptoragonist, der u.a. die Magenentleerung verlangsamt und den Appetit verringert. Die Studie dauerte 56 Wochen. Am Studienende nahmen die Patienten, welche beim Einschlussscreening an Prädiabetes gelitten hatten, weitere zwei Jahre an der Studie teil. Die Prädiabetesdia­gnose wurde anhand der Kriterien der «American Diabetes Association» gestellt. Die Pa­tienten wurden im Ver­hältnis von 2:1 randomisiert und erhielten ent­weder s.c. 3 mg Liraglutid/Tag (eine relativ hohe Dosis) oder ein Plazebo. Alle bekamen Empfehlungen zur Lebenshygiene, sollten sich mindestens 150 min pro Woche körperlich betätigen und 500 Kalorien unter ihrem Kalorienbedarf zu sich nehmen. Primärer End­punkt war der Anteil der Patienten mit anfänglichem Prädiabetes, die einen Typ-2-Diabetes entwickelten. Weitere Endpunkte betrafen den Gewichtsverlust sowie den Anteil der Patienten, die 5 oder >10% ihres Ausgangsgewichts verloren.

Resultate

714 Patienten, die Liraglutid und 472, die Plazebo erhielten, wurden analysiert. Ihr Alter betrug durchschnittlich 48 Jahre, ihr BMI 39 und 76% waren Frauen. 47% der Patienten, die ursprünglich in der Liraglutid-Gruppe waren und 55% in der Plazebogruppe schieden vorzeitig aus der Studie aus. 26 Patienten (2%) der Liraglutid- und 46 (6%) der Plazebogruppe entwickelten einen Diabetes (p <0,0001). Die Zeitspanne bis zum Auftreten des Diabetes war in der Liraglutid-Gruppe 2,7 × länger. Die Patienten unter Liraglutid hatten ca. 6 und diejenigen unter Plazebo ca. 2 kg abgenommen (p <0,0001).

Probleme und Kommentar

Diese Studie zeigt den signifikanten Beitrag von Liraglutid zur Diabetesprävention bei ­Prädiabetikern. Auch die Gewichtsabnahme ist unter Liraglutid signifikant höher als unter Plazebo. Damit ist Liraglutid neben Metformin und Pioglitazon (bei denen es jedoch zu einer Gewichtszunahme kommt …) eine weitere Waffe im Kampf gegen Diabetes. Es bestehen jedoch ungelöste Probleme: So wird die Entstehung von Galleinsteinleiden und Pankreatitiden befürchtet. Überdies führt Liraglutid bei vielen Patienten (40%) zu Übelkeit, Erbrechen und Passagestörungen (20%). Für die Patienten, welche Liraglutid vertragen, ist das Medikament sicherlich von Nutzen, jedoch nur in Kombination mit Empfehlungen zur ­Lebenshygiene und körperlichen Betätigung.
le Roux CW, et al. Lancet. 
2017;389(10077):1399–409.
http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)30069-7/fulltext

Migräne: verringert Akupunktur 
die Anfälle?

249 Patienten, die an Migräne ohne Aura litten, erhielten entweder 20 Akupunktursitzungen, eine Scheinbehandlung oder wurden lediglich beobachtet. 77% waren Frauen. Anschliessend wurden sie 20 Wochen lang nachbeobachtet. Akupunktur verringerte die Zahl der Migräne­anfälle um den Faktor 3,2, gegenüber 2,1 unter Scheinakupunktur (p = 0,002). In der Beobachtungs- verhielt es sich ähnlich wie in der Scheinbehandlungsgruppe. Ein Vergleich mit medikamentösen Präventivbehandlungen wäre interessant!
Zhao L, et al. JAMA Intern Med. 2017;177(4):508–15.

Aromatasehemmer: Frakturrisiko

Patientinnen, die aufgrund von Brustkrebs Aro­matasehemmer einnehmen, haben ein erhöh­tes Frakturrisiko mit Abnahme der Knochenmasse. Während eines 5-jährigen Follow-up erlitt jede 5. Frau eine Fraktur. Nachfolgend die im Journal of Bone Oncology veröffentlichten Empfehlungen: (1.) Bei Frauen, die eine Behand­lung mit Aromatasehemmern beginnen, sollte das Frakturrisiko evaluiert werden. (2.) Eine Behandlung zur Aufrechter­haltung der Knochendichte wird bei einem T-Score von <2 bzw. <1,5 Standard­abweich­ungen plus einem weiteren Risikofaktor (Alter <65 Jahre …) empfohlen. (3.) Die empfohlenen Behandlungen sind Denosumab und Zoledron­säure.
NB: Laut aktuellen Daten verursacht Deno­sumab jedoch atypische Frakturen. Viele der ­Autoren haben Verbindungen zur Pharmaindustrie …
Hadji P, et al. J Bone Oncol. 2017;7:1–12.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren 
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Gottesman RF, et al. JAMA. 2017;317(14):1443–50.

Totale Kniearthroplastik: 
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Buhagiar MA, et al. JAMA. 2017;317(10):1037–46.