Replik

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Ausgabe
2017/34
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.03051
Schweiz Med Forum 2017;11(34):725

Publiziert am 23.08.2017

Replik

Herzlichen Dank für Ihre spannende Forschungsarbeit im Rahmen der Aerobiologie und der in diesem Zusammenhang vermuteten Assoziation mit der aerogenen Übertragung der Toxocariose.
Der Begriff der Toxocariose steht für die Infektion eines menschlichen Fehlwirts mit Toxocara canis oder Toxocara cati. Beide Parasiten gehören der Ordnung der Ascaridida, der Überfamilie der Ascaridiodea, sowie der Familie der Toxocaridae an, was die Ähnlichkeit zur Infektion mit dem menschenpathogenen Ascaris lumbricoides nahelegt. Die Hauptwirte von Toxocara canis und Toxocara cati sind der domestizierte Hund beziehungsweise die Katze, wobei eine parasitäre Besiedelung des Dünndarms entsteht. Die tierische Infektion kann entweder über die Ingestion von lebensfähigen, befruchteten Parasiteneiern über kontaminierte Quellen oder eine transplazentäre Infektion in utero durch ein infiziertes Muttertier erfolgen. Im Gegensatz dazu ist der Mensch ein aberranter Fehlwirt, in dem nach fäko-oraler Übertragung der normale Lebenszyklus der Parasiten nicht vollendet werden kann. Stattdessen kommt es zur invasiven Infektion mit unterschiedlich schweren Krankheitsverläufen.
Ihre Forschungsresultate zeigen möglicherweise neue Aspekte der Übertragungsweise von Toxocara canis und Toxocara cati auf. Die bislang gültige Lehrmeinung geht davon aus, dass die akzidentelle Ingestion von Toxocara-Eiern, zum Beispiel während des Spielens in kontaminierten Sandkästen oder auf kontaminierten Spielplätzen, zur entsprechenden Infektion führt. Eine aerogene Übertragung ist bislang nicht bekannt und kann durch Ihre Forschungsarbeit auch nicht sicher belegt werden. Obwohl 3 von 85 untersuchten Schüler seropositiv für Toxocara waren, kann eine entsprechende Infektion trotz fehlender Korrelation mit der eigenen häuslichen Haltung von Hunden und Katzen aufgrund der fehlenden kontrollierten Bedingungen auch anderweitig mit einer ausserhäuslichen Spieltätigkeit, einem Kontakt zu Nachbarstieren oder mit der Ingestion von kontaminierten Nahrungsmitteln erklärt werden. Zum sicheren Nachweis einer aerogenen Infektion wären demnach weitergehende Studien mit grösseren Fallzahlen und kontrollierten Bedingungen notwendig.
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