Wie in dieser Zeitschrift schon oft erwähnt, gibt es eine beeindruckende Zahl positiver Assoziationen zwischen Vitamin-D-Versorgung / Vitamin-D-Serumspiegeln mit einer Reihe von sogenannten pleotropen Effekten des Vitamin D. Zu erwähnen sind namentlich kardioprotektive, aber auch anti-infektiöse, anti-inflammatorische sowie onkostatische Effekte. Ebenso beeindruckend ist, wie die überwiegende Mehrzahl der interventionellen Studien bislang aber negativ ausfiel. So auch aktuell die EVITA-Studie («Effect of vitamin D on all-cause mortality in heart failure patients»). Die im Hinblick auf eine Herztransplantation evaluierten PatientInnen (n = 400, vorwiegend Männer mit dilatativer oder ischämischer Kardiomyopathie, 25(OH)-Serumspiegel <75 nmol/l) erhielten randomisiert 4000 IU Vitamin D3 oder Plazebo während einer Beobachtungszeit von drei Jahren. Diese hohe Dosis führte zu keiner Mortalitätsreduktion, aber zu einer erhöhten Notwendigkeit einer mechanischen Kreislaufunterstützung («mechanical circulatory support»).
Verfasst am 29.11.2017, auf Hinweis von Prof. Peter Rickenbacher (Basel/Bruderholz).
Primärer Hyperaldosteronismus: Blutdruckkontrolle anscheinend nicht ausreichend
602 im Durchschnitt 58-jährige PatientInnen mit medikamentös behandeltem primärem Hyperaldosteronismus (siehe «Fokus auf ...») wurden mit knapp 42 000 essentiellen HypertonikerInnen in Bezug auf ihren siebenjährigen kardiometabolischen Verlauf verglichen. Die Blutdruckkontrolle und die Zahl der verwendeten Antihypertensiva (= 2,9) waren vergleichbar. Die mittlere Spironolacton-Dosis betrug 45 mg/Tag, jene von Epleronon 54 mg/Tag. Die PatientInnen mit primärem Hyperaldosteronismus wiesen trotzdem und als negative Überraschung eine signifikant höhere Mortalität sowie eine signifikant höhere Chance auf, einen Diabetes mellitus oder ein Vorhofflimmern zu entwickeln. Diese Risikoerhöhung wurde aber nur bei jenen PatientInnen beobachtet, deren Renin-Aktivität trotz adäquater Blutdruckkontrolle noch supprimiert blieb. Obwohl «nur» eine Beobachtungsstudie, legen die Resultate nahe, dass man sich mit dem Verlass auf eine Kontrolle der Hypertonie in falscher Sicherheit wiegen könnte. Höhere Dosen von Aldosteron-Antagonisten mit dem Ziel, die Renin-Aktivität zu normalisieren (in der Studie >1 μg/l und Stunde), wäre wahrscheinlich eine lohnende, wenn auch in der Ambulanz nicht einfach umzusetzende Option. Die Blutdruckerhöhung durch Aldosteron ist fast ausschliesslich das Resultat einer renalen Natriumretention. Diese Arbeit bedeutet pathophysiologisch, dass auch die Blockade extrarenaler, namentlich kardiovaskulärer, Mineralokortikoidrezeptoren prognostisch entscheidend sein dürfte.
Verfasst am 30.11.2017, auf Hinweis von Frau Prof. Mirjam Christ-Crain (Basel).
Diabetes mellitus Typ 2: eine pfiffige, orale GLP-1-Therapie?
In den Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie zur Therapie des Typ-2-Diabetes nehmen die GLP-1-Agonisten sowohl beim Insulinmangel wie auch bei vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen einen hohen Stellenwert ein (Abb. 1). Dadurch steigt die Wünschbarkeit einer oralen Therapieoption. Eine neues Produkt kombiniert in einer einmal täglich oral einzunehmenden Pille, den GLP-1-Agonisten Semaglutid mit einem sogenannten Resorptionsförderer, dem SNAC (SNAC = Natrium-N-[8-{2-hydroxylbenzoyl}amino]caprylat). Das SNAC erhöht im Magen den pH-Wert, wodurch Semaglutid besser löslich und gegen proteolytische Verdauung geschützt wird. Diese Form des oralen Semaglutids reduzierte dosisabhängig das HbA1c bei PatientInnen mit Typ-2-Diabetes mellitus um bis zu minus (absolut) 1,6% gegenüber Plazebo (26 Wochen). Vielversprechend!
JAMA. 2017;318(15):1460–70.
doi: 10.1001/jama.2017.14752.
Verfasst am 30.11.2017, auf Hinweis von Prof. Michael Braendle (St. Gallen).
Neues aus der Biologie
Salz-sensitive Hypertonie: ein weiterer Puzzle-Stein
In den meisten «entwickelten» Ländern wird phylogenetisch gesehen sehr viel Kochsalz konsumiert. Fast alle Studien zeigen, dass dies zu einer Blutdruckerhöhung und einer Entzündungsantwort (Stimulation proinflammatorischer TH17-Zellen) führt. Füttert man Mäuse (extrem) kochsalzreich, wird das Wachstum des intestinalen Lactobacillus murinus (ein veritabler Salzsensor also) gehemmt – in vitro und in vivo. Diese Bakterien hemmen in der Regel via eines ihrer Stoffwechselprodukte (ein Indol aus der Aminosäure Tryptophan) die Entwicklung von TH17-Zellen, welche durch Entzündung in der Gefässwand den Blutdruck steigern könnten. Rekonstitution der Laktobazillen normalisierte die Entzündungsantwort. Parallele Untersuchungen bei wenigen normalen Probanden sind mit dieser Hypothese kompatibel.
Ursachen der Urethritis bei Ausschluss einer Gonokokken-Ätiologie
In sorgfältigen Untersuchungen bestätigten Bowie und Mitarbeiter, dass ein grosser Teil von Urethritiden bei Männern nach Ausschluss eines Gonokokken-Infekts durch Chlamydia trachomatis verursacht wird. Bei den Chlamydien-negativen Männern wurde in der gleichen Studie dann das Ureaplasma urealyticum als weitere wichtige Ursache etabliert.