Ist das Vorgehen heute anders?

Ist das Vorgehen heute anders?

Leserbrief
Ausgabe
2018/34
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2018.03340
Swiss Med Forum. 2018;18(34):690

Publiziert am 22.08.2018

Ist das Vorgehen heute anders?

Leserbrief zu: Wozniak H, Njemba-Freiburghaus D, Clerc O, Zürcher-Zenklusen R. Eine einfache saisonale Grippe? 
Schweiz Med Forum. 2018;18(15):334–7.
Beim Lesen dieser ausführlichen Fallbeschreibung [1] erinnerte ich mich als ehemaliger Lehrarzt vieler Studentinnen und Studenten sowie Praxisassistentinnen und -assistenten sofort an frühere Zeiten, da ich längst im Pensionsalter stehe.
Wenn bei einer unklaren, schwierig verlaufenden Infektionskrankheit bei Kindern und eben auch alten Patienten Petechien oder Purpura-Flecken auftreten, muss doch ohne andere Differentialdiagnosen sofort der Verdacht auf eine Meningokokken-Sepsis fallen. Diese Diagnose gilt solange, bis sie zweifelsfrei ausgeschlossen ist. Die Behandlung mit einem Cephalosporin sollte sofort begonnen werden, bevor es zu spät ist. Dies wissen die Studierenden schon beim Staatsexamen, da braucht es nicht solch ausführliche und teure Abklärungen. Was mir aber fehlt, ist die Lumbalpunktion zur Diagnosesicherung; macht man diese heutzutage nicht mehr?
Beim Lesen des Artikels habe ich mich auch gefragt, ob irgendwann im Zusammenhang mit den verursachten Kosten auch die Frage gestellt worden ist, ob die 84-jährige Patientin in diesem miserablen Zustand und der zu erwartenden schlechten Prognose eine Patientenverfügung hat. Wenn nein: Warum wurde sie bei diesem Verlauf nicht rechtzeitig in ein Zentrumspital verlegt?
1 Wozniak H, Njemba-Freiburghaus D, Clerc O, ­Zürcher-Zenklusen R. Eine einfache saisonale Grippe? Schweiz Med Forum. 2018;18(15):334–7.