Laut einer Metaanalyse verhindert Aspirin® in einer Tagesdosis von 100 mg lediglich bei Individuen unter 70 kg ein kardiovaskuläres «Ereignis». Höhere Dosen (>300 mg) waren nur wirksam bei PatientInnen mit mehr als 70 kg Körpergewicht. Da Metaanalysen die Resultate einer randomisierten Intervention traditionell nur schwer vorhersagen können, brauchen wir dringend eine Studie über den Nutzen der gewichtsadaptierten Aspirin®-Verordnung (siehe auch «Fokus auf ...»). Übrigens ging auch der protektive Effekt von Aspirin® auf das Langzeitrisiko vom kolorektalen Karzinom bei höherem Gewicht (>80 kg) verloren, während Todesfälle bei leichtgewichtigen Personen (Blutungen?) gehäuft auftraten.
Die Abklärung der nicht-osmotischen Polyurie ist aufwendig und schwierig, weil die Polyurie-bedingte Auswaschung des intrarenalen Konzentrationsgradienten und die altersabhängige, aber schwierig zu antizipierende Abnahme der renalen Konzentrierungsfähigkeit die Testresultate häufig in die Grauzone befördern. Mittels Messung des Co-Peptins (ex vivo stabiler, C-terminaler Anteil des Pro-Vasopressins) nach Stimulation mit hypertoner NaCl-Lösung konnten mit hoher diagnostischer Genauigkeit die drei wesentlichen Formen nicht-osmotischer Polyurien (Diabetes insipidus centralis und renalis sowie primäre Polydipsie) unterschieden werden.
Unter dieser etwas saloppen Bezeichnung versteht man – vor allem der Nicht-Interventionist – die (volkswirtschaftlich teure) Versuchung, auch Stenosen mit fraglicher hämodynamischer Relevanz zu dilatieren und zu «stenten». Man kann davon ausgehen, dass damit eine Vielzahl von Interventionen begründet und pro Intervention zu viele Gefässe dilatiert wurden. Wenn man während der Intervention die hämodynamische Relevanz einer koronaren Stenose standardisiert misst (sogenannte fraktionelle Flussreserve durch den stenotischen Gefässabschnitt) und die Intervention darauf beschränkt, resultieren innerhalb der nächsten 5 Jahre signifikant weniger Todesfälle, Herzinfarkte oder Revaskularisationen (sog. Composite-Endpunkt) als in der «nur» medikamentös behandelten Gruppe (ca. 440 PatientInnen in beiden Gruppen). Lässt man bei PatientInnen die nicht signifikanten Stenosen in Ruhe, ist das 5-Jahres-Ergebnis mit medikamentöser Therapie allein ebenfalls vergleichbar sehr gut. Ein wichtiger Schritt zur personalisierten Differentialindikation bei der stabilen koronaren Herzkrankheit. Zudem eine weitere Form des «choosing wisely».
Nicht «gebrauchtes» Insulin wird in intrazellulären Granula von β-Zellen gespeichert, worin es – nach Fusion mit Lysosomen – proteolytisch zu Peptidfragmenten abgebaut wird, die in den nun «Crinosomen» genannten Organellen (Fusion von Lysosomen mit den Insulingranula) gespeichert werden. Die Sekretion dieser Peptide – namentlich eines Insulinfragments der Insulin-β-Kette (Aminosäuren 12–20) – scheint in dem Sinne so immunogen zu sein, dass es eine T-Zell-vermittelte autoimmune Reaktion gegen β-Zellen induziert. Die Regulationsmechanismen, die zur Speicherung alternden Insulins, dann zu dessen Proteolyse und schliesslich zur Freisetzung (z.B. virale Infekte?) von Insulinfragmenten und damit Beginn der Autoimmunität führen, sind anscheinend noch nicht bekannt. Interessieren würden auch Mechanismen und Konstellationen, die den Grossteil der Bevölkerung vor dieser pathogenen Kaskade schützen.
Enterokokken als normale Mitglieder des intestinalen Mikrobioms sind zwar von niedriger Virulenz, erhalten aber ihre grosse Rolle bei nosokomialen Infekten durch ihre antibiotische Multiresistenz (β-Laktame, Aminoglykoside und Chinolone, in grosser Zahl auch Vancomycin) und interhumane Kreuzinfekte. Händedesinfektion (30 Sekunden mit 70%-Isopropanol oder Äthylalkohol) ist entscheidend in der Prävention nosokomialer Infekte – in Spital, Kur- und Pflegeinstitutionen und in der Ambulanz. Wie lange ist sie noch wirksam? Ein Vergleich über die letzten 20 Jahre mit einem auch die klinische Relevanz voraussagenden In-vitro-Test (mikrobielle Abtötung durch 23%-Isopropanol) zeigt eine multigenetisch bedingte Zunahme der Toleranz von Enterococcus faecium gegen diese Art der Desinfektion.
Die «Polio» ist nach wie vor nicht ausgerottet, denn es gibt Wildtypstämme, die in Afghanistan, Pakistan und wahrscheinlich auch Nigeria überleben. Die grösste epidemiologische Gefahr geht aber anscheinend von einer seltenen Mutationsvariante des lebenden, attenuierten Polioimpfvirus («vaccine-derived poliovirus type 2» [cVDPV2]) aus. Die humane Gegenoffensive mit einem alternativen, neuen, von der WHO verwalteten Impfstoff (mOPV2) vermochte seit 2016 mehrere Ausbrüche in 10 Ländern zu kontrollieren, nicht aber im Kongo. Befürchtungen über eine explosiv sich ausbreitende Epidemie werden geäussert und sind wahrscheinlich begründet.
Die Analyse des zum Zeitpunkt der Ermordung vollgefüllten Magens bei der 1991 entdeckten, etwa 5300 Jahre alten Leiche von Ötzi («iceman», Abb. 1), zeigt, dass der Fettgehalt in seiner Nahrung 50% betragen hatte! Gegen seine intestinalen Parasiten schien Ötzi auch die als toxisch und mutagen geltenden Adlerfarn-Blätter eingenommen zu haben.
Ein 36-jähriger Mann mit Bierüberkonsum erleidet über eine Zeit von 6 Jahren trotz Reduktion seines Abusus 1–2 Mal pro Jahr, aber in letzter Zeit gehäuft, etwa 30-minütige Episoden von Verwirrung mit inkohärentem Sprechen/Gedankengang. Sein Gewicht ist stabil geblieben (BMI = 22,5). Schliesslich bringt ihn ein Freund in einer solchen Episode auf den Notfall, wo die klinischen und laboranalytischen Untersuchungen bis auf eine Hypoglykämie von minimal 1,1 mmol/l ± normal ausfallen. Eine Infusion mit 20%-iger Glukose korrigiert den Wert und die Symptome des Patienten. Welche «Trias» klinischer Symptome lag hier vor (nur eine Antwort ist richtig)?
A Charcot
B Murphy
C Virchow
D Wernicke-Korsakoff
E Whipple
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Antwort auf das «Wussten Sie?»
Die Trias «Neuroglykopenische Symptome, Hypoglykämie und Symptomkorrektur durch Glukosezufuhr» wird Herrn Whipple zugeschrieben (Antwort E richtig). Der Patient hatte ein Insulinom (neuroendokriner Tumor im Pankreaskopf [1]).
Charcot-Trias: Rechtsseitige Oberbauchschmerzen, Fieber und Ikterus (Cholangitis).
Murphy-Trias: Rechtsseitige Unterbauchschmerzen, Fieber und Erbrechen (Appendizitis).
Virchow-Trias: Alterationen der Gefässwand, der Fliesseigenschaften des Blutes und seiner Viskosität (als Risikofaktoren für Thrombosen).
Wernicke-Korsakoff-Trias: Bewusstseinsalteration (inkl. Konfusion/Konfabulation), Ataxie und Augenbewegungsstörungen wie horizontaler Nystagmus, Augenmuskelparesen (Thiaminmangel bei Alkoholabusus).