Schärfen Sie Ihren klinischen Blick mit den Fallberichten im SMF!
Zum Jahresende präsentiert das Swiss Medical Forum eine Auswahl von «Besonderen Fällen»

Schärfen Sie Ihren klinischen Blick mit den Fallberichten im SMF!

Editorial
Ausgabe
2019/5152
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2019.08443
Swiss Med Forum. 2019;19(5152):828

Affiliations
Redaktion Swiss Medical Forum

Publiziert am 18.12.2019

Zum Jahresende präsentiert das Swiss Medical Forum eine Auswahl von «Besonderen Fällen».

Die Fallberichte sind eine zentrale Rubrik im Swiss Medical Forum (SMF). Sie tragen dazu bei, den diagnostischen Blick zu schulen, sie setzen Engramme und wecken Assoziationen. Für viele Autorinnen und Autoren sind ihre im SMF publizierten Fallberichte auch die Publikation, die sie zur Erlangung des Facharzttitels «Allgemeine Innere Medizin» einreichen. Am Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) im Frühjahr 2020 wird ein neuer Poster-Preis für den besten Fallbericht ausgeschrieben werden. Dieser Preis wird vom SMF gestiftet und wir sind schon sehr gespannt auf die Einreichungen!
Gut verfasste Fallberichte sind ausserordentlich lehrreich, weil sie uns zeigen, wie wir unser klinisches Denken schärfen und verbessern können. Da die «Schlaglichter» der medizinischen Fachgesellschaften künftig nicht mehr alle gleichzeitig zum Jahresende, sondern über das Jahr verteilt publiziert werden, haben wir in der vorliegenden Sondernummer eine Kollektion von aktuellen Fallberichten für Sie zusammengestellt. Eine zweite Serie folgt in der übernächsten Nummer.
Der Beitrag «Akute Oxalat-Nephropathie bei chronischer Pankreatitis» von Marinescu et al. (Seite 833) zeigt, wie wichtig es ist, dass man sich die pathophysiologischen Mechanismen überlegt, die zu einem Symptom oder einer Organfunktionsstörung führen. Ist die angenommene Ursache auch tatsächlich die richtige?
Von Dahlen et al. demonstrieren mit «Dieses Fieber liegt uns am Herzen» (Seite 836), dass die genaue Erkennung und Erfassung der Leitsymptome (z.B. als «typische» Trias) zur korrekten Diagnose auch von bei uns seltenen Krankheiten wie einem akuten rheumatischen Fieber führt.
Ebenso wegweisend für die korrekte Diagnose ist die sorgfältige Erhebung und Einordnung von klinischen Befunden, wie im Fallbericht «Das Stiff-Person-Syndrom» von Daetwyler et al. beschrieben wird (Seite 839).
Zentral für das klinische Denken ist weiter die korrekte Interpretation von Testresultaten. Dafür muss man Eigenschaften (Sensitivität, Spezifität) und Limitationen eines Tests kennen, wie etwa jene des Stuhl-Antigentests für Helicobacter pylori. Zusätzlich muss aber die Vortestwahrscheinlichkeit für das Vorliegen der gesuchten Krankheit aufgrund der Klinik geschätzt werden. Das Resultat des «besten» Tests ist wertlos (oder sogar irreführend), wenn es nicht im klinischen Kontext interpretiert wird, wie das Tiefenthaller et al. in ­ihrem Fall einer Helicobacter-Heilmannii-Infektion (Seite 842) vorbildlich getan haben.
Von Rotz et al. illustrieren in ihrem sehr lehrreichen Artikel «Aussergewöhnliche Ursache von Rückenschmerzen» (Seite 845) das diagnostische Wechselbad, in das man bei der Konfrontation mit gewöhnlichen Manifestationen ungewöhnlicher Krankheiten – und umgekehrt – geraten kann.
«Husten bis zum Umfallen» von Müller et al. (Seite 849) ist ein Lehrstück zu den Reflexsynkopen. Der Zuweisungsgrund «Orbitabodenfraktur» führte zur Dia­gnose einer Hustensynkope in seltenem Kontext.
Stückelberger et al. beschreiben in «Aortoduodenale Fistel» (Seite 852) eine seltene, aber lebensbedrohliche Form einer gastrointestinalen Blutung bei vorbestehender aneurysmatischer Erkrankung der Bauchaorta, die bei früher Diagnosestellung beherrscht werden kann.
Vor eine diagnostische und therapeutische Herausforderung sahen sich Pron et al. bei einer Raumforderung im vorderen Mediastinum und einem komplexen Krankheitsbild gestellt: «Tumor im vorderen Mediastinum, Bizytopenie, Agammaglobulinämie und lichenoide Hautläsionen» (Seite 855). Das Akronym 4-T hilft uns in der Differentialdiagnose der mediastinalen Raumforderung: Thymom, Thyroidea, «terrible lymphoma», Teratom?
Hofer et al. haben in ihrem Beitrag «Pulmonale Mukormykose» (Seite 859) anhand eines typischen Falles eine Miniübersicht zu einer seltenen opportunistischen Infektion zusammengestellt.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine spannende Lektüre, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!