Atopische Dermatitis: noch ein wirksamer Antikörper?

Atopische Dermatitis: noch ein wirksamer Antikörper?

Und anderswo ...?
Ausgabe
2017/2829
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.02950
Schweiz Med Forum 2017;17(2829):589

Publiziert am 12.07.2017

Atopische Dermatitis: noch ein wirksamer Antikörper?

Fragestellung

Atopische Dermatitis, eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, kann den Patienten das Leben schwer, bzw. zur Hölle machen. Durch den beständigen Juckreiz verspüren die Patienten den unwiderstehlichen Drang, sich zu kratzen, wodurch die aufgrund der Erkrankung bereits stark beeinträchtigte Hautbarriere noch mehr geschädigt wird. Häufig kommt es zu Superinfektionen. Der Juckreiz ist mitunter so stark, dass er den Schlaf der Patienten stört und kann in extremen Fällen zu Suizidversuchen führen. Interleukin 13 (IL-13) spielt bei der Entstehung des Juckreizes eine bedeutende Rolle. IL-13-Rezeptoren befinden sich u.a. auf den Neuronen. Nemolizumab (N) ist ein monoklonaler, gegen den IL-13-Rezeptor A gerichteter Antikörper. Wie wirksam ist er gegen den Juckreiz bei Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis?

Methode

Die Studie wurde in den USA, Europa und Japan durchgeführt. Die Patienten waren 18–65 Jahre alt mit moderater bis schwerer Dermatitis, welche nicht auf eine Behandlung mit topischen Steroiden oder Calcineurin-Hemmern (Tacrolimus) angesprochen hatte. Sie mussten einen EASI-Score von mindestens 10 (Eczema Area and Severity Index, Score von 0–72) aufweisen. Die Intensität des Juckreizes wurde von den Patienten auf einer Analogskala von 0–100 beurteilt und musste mindestens 50 betragen. Die Probanden wurden doppelt verblindet in einem Verhältnis von 1:1:1:1:1 randomisiert und erhielten alle 4 Wochen s.c. N in einer Dosis von 0,1 (n = 53), 0,5 (n = 54), 2 mg/kg (n = 52) oder ein Plazebo (n = 53). Eine Gruppe erhielt alle 8 Wochen 2 mg/kg (n = 52) für eine hier nicht aufgeführte Analyse. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die prozentuale Besserung des Juckreizes in Woche 12 im Vergleich zu Studienbeginn. Ein sekundärer Endpunkt war die Verbesserung des EASI-Score in Woche 12.

Resultate

82% der Patienten nahmen bis zum Studien­ende teil. Bei denen, die alle 4 Wochen N einnahmen, betrug die Verbesserung des Juckreizes entsprechend der o.g. Dosierung –43,7%, –59,8% und –63,1%, gegenüber –20,9% unter Plazebo, p <0,01. Der EASI-Score nahm von –7,5% bei 0,1 mg N/kg bis –19,4% bei 2 mg N/kg, gegenüber –15,7% unter Plazebo ab (n.s.). In den N-Gruppen wurde die Behandlung nicht häufiger abgebrochen als unter Plazebo (13–17%).

Probleme

Die Gruppen sind relativ klein und die Studiendauer ist kurz. Der Anteil der Patienten, die zu einem Grossteil aufgrund einer Exazerbation der atopischen Dermatitis vorzeitig aus der Studie ausgeschieden sind, ist ziemlich hoch.

Kommentar

N wirkt sehr rasch auf den Juckreiz mit einer deutlichen Linderung bereits eine Woche nach der ersten Injektion. Die Schlafqualität hat sich, trotz einer deutlichen Besserung des Juckreizes, merkwürdigerweise nur marginal verbessert. Ein Aufwärtstrend war jedoch zu verzeichnen. Es müssen längere Studien durchgeführt werden, um die Resultate zu bestätigen. Dupilumab, ein anderer gegen IL-2 und IL-13 gerichteter Antikörper, scheint bezüglich der betroffenen Hautoberfläche und der untersuchten sekundären Endpunkte (Juckreiz, Schlaf, Lebensqualität) noch wirksamer zu sein. Ist die Linderung des Juckreizes jedoch entscheidend, wird N möglicherweise einen Platz bei der Behandlung einer Erkrankung einnehmen, die das Leben der Pa­tienten stark beeinträchtigen kann.
Ruzicka T, et al. N Engl J Med. 2017;376:826–35.

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Arnold SV, et al. JAMA Cardiol. 2017;2(4):409–16.