20 Jahre Unabhängigkeit
Der Schweizerische Ärzteverlag EMH ist 20 Jahre alt

20 Jahre Unabhängigkeit

Editorial
Ausgabe
2017/39
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.03063
Schweiz Med Forum 2017;17(39):824-825

Publiziert am 27.09.2017

Die Idee zum EMH-Verlag wurde geboren, als die FMH für die «Schweizerische Ärztezeitung» (SÄZ) einen neuen Verlagspartner suchte, der mithelfen sollte, ein attraktiveres Publikationskonzept zu entwickeln.
Nach einem umfangreichen Evaluationsverfahren fiel die Wahl auf den Basler Verlag Schwabe, der grosse Erfahrung in der wissenschaft­lichen Publizistik und ein traditionsreiches medizinisches Portfolio mitbrachte. Schwabe schlug die Errichtung eines gemeinsamen Verlags vor, an dem die FMH die Aktienmehrheit halten sollte. 1997 wurde EMH gegründet mit dem Ziel, den Ärztinnen und Ärzten in der Schweiz unabhängige, neutrale und zuverlässige Informationen in allen Bereichen ihres beruflichen Umfeldes zur Verfügung zu stellen. Der Name «EMH» wurde bewusst in Anlehnung an «FMH» (Foederatio Medicorum Helveticorum) gewählt. Mit «Editores Medicorum Helveticorum» wollten wir aber auch betonen, dass unsere Zeitschriften von Ärztinnen und Ärzten für Ärztinnen und Ärzte gemacht werden.
2001 wurden die zentralen Inhaltsbereiche der beiden Verlagszeitschriften, der SÄZ und der von Schwabe eingebrachten «Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift», neu gruppiert. Die drei «EMH-Kernprodukte» sind seither die standespolitische «Schweizerische Ärztezeitung», das englischsprachige Wissenschafts­organ «Swiss Medical Weekly» und die Fortbildungszeitschrift «Swiss Medical Forum».
Als serviceorientiertes Dienstleistungsunternehmen hat EMH parallel dazu gemeinsam mit Fachgesellschaften und Verbänden Konzepte für weitere Zeitschriften entwickelt. Heute umfasst das Portfolio die Zeitschriften «Primary and Hospital Care», «Cardiovas­cular Medicine», «Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy», «Synapse», «Swiss Medical Informatics», «pipette» und «ASA-Newsletter».
Die Medienindustrie war in den vergangenen 20 Jahren mit enormen Veränderungen konfrontiert. Der Open-access-Gedanke hat sich durchgesetzt und das Internet hat unser Leseverhalten komplett verändert. Wir sind bei EMH stolz darauf, Trends immer wieder früh erkannt zu haben – mit der 1996 lancierten Website der «Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift» war bereits in der Frühzeit des World Wide Web ein Grundstein gelegt worden, und unserem frühen Commitment zu Open access sind wir stets treu geblieben.
Eine zentrale Bedingung für die Glaubwürdigkeit unserer Zeitschriften ist und bleibt deren redaktionelle Unabhängigkeit. Wie kann sie geschützt werden? Redaktionelle Unabhängigkeit bedeutet, dass redaktionelle Entscheide nicht durch Inserenten oder Sponsoren beeinflusst werden – aber auch nicht durch den Verleger beziehungsweise Herausgeber. Die Redaktionen müssen frei sein, Themen komplett unabhängig von den im Markt vorhandenen Werbegeldern zu wählen. Beiträge im redaktionellen Teil müssen vor der definitiven Publikation vertraulich gehandhabt werden; ihre Inhalte sind während der redaktionellen Prüfung nur den Autoren, der Redaktion und allfälligen Reviewern zugänglich. Glaubwürdigkeit bedeutet aber auch, dass die Zeitschriften keine bezahlten Texte wie zum Beispiel Publireportagen im redaktionellen Teil publizieren. Solche redaktionsextern produzierten Artikel müssen als solche klar erkennbar sein. Die Resultate der soeben abgeschlossenen Leserumfrage des Meinungsforschungsinstituts gfs-zürich [1] bestätigen uns, dass die Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz solche Bemühungen um redaktionelle Unabhängigkeit zu schätzen wissen.
Auch alle anderen publikationsethischen Fragen hatten für EMH stets hohe Priorität. Die international geführten Diskussionen zu diesen Themen haben in den vergangenen Jahren zu einer ganzen Reihe von ausgezeichneten Empfehlungen geführt; damit wurden Standards geschaffen, an denen wir uns orientieren können [2–6]. Sie werden regelmässig im Verlag und in den Redaktionen diskutiert. Solche Fragen umfassen beispielsweise den Schutz der Privatsphäre von Patienten, die Freigabe von Studien durch Ethikkommittees, die Registrierung von Studien in einem öffentlich zugänglichen «Clinical Trials Registry», die Einhaltung von «reporting guidelines» für verschiedene Typen von Studien, Fragen zur Qualität des Reviewings oder den Umgang mit Plagiaten und Plagiatsvorwürfen. Potentielle Interessenskonflikte im Zusammenhang mit einem publizierten Artikel müssen erfragt und im Beitrag ausgewiesen werden. Last not least bedeutet redaktionelle Qualität stets auch die Offenheit für andere Meinungen: für den Dialog mit den Leserinnen und Lesern und für die Publikation von Leserbriefen.
Diese Grundsätze einzuhalten, ist nur dank unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den stets kritisch mitdenkenden Redaktorinnen und Redaktoren möglich. Alle Autorinnen und Autoren haben gemeinsam durch ihre Beiträge die Lebendigkeit und Vielfalt unserer Zeitschriften erschaffen. Tausende von Reviewerinnen und Reviewern haben durch ihre Gutachten die Qualität der publizierten Artikel verbessert. Die medizinischen Verbände und Fach­gesellschaften, deren offizielle Organe bei EMH erscheinen, haben durch ihr Vertrauen den heutigen EMH mitgestaltet. Unsere Sponsoren und Inserenten, die nicht trotz, sondern oft gerade wegen deren Unabhängigkeit unsere Zeitschriften unterstützen, machen es möglich, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Zeitschriften kostenlos oder gegen ein kleines Sockel­abonnement in Ihrem Briefkasten vorfinden. Ihnen allen danken wir heute ganz herzlich.
Und nicht zuletzt danken wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser: für Ihr Interesse, für Ihre kritischen Bemerkungen und für Ihre lobenden Worte. Wir brauchen diese Rückmeldungen als Barometer in den Redaktionen genauso wie im Verlag.
EMH ist heute eine führende Adresse für medizinische Publikationen in der Schweiz. Wir sind heute wie vor 20 Jahren überzeugt, dass Glaubwürdigkeit, Qualität und Seriosität publizistische Grundsätze sind, die niemals aufgegeben werden dürfen. Dafür steht der Name EMH und dafür werden wir uns auch in Zukunft einsetzen.
Dr. med. Natalie Marty, 
Publizistische Leiterin EMH