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Fallbeschreibung
Eine 25-jährige Patientin stellte sich aufgrund von seit 4 Tagen bestehenden atemabhängigen, rechtsseitigen Thoraxschmerzen im Notfallzentrum vor. Dyspnoe, Husten sowie Fieber wurden verneint. 10 Tage zuvor hatte sie eine 15-stündige Autofahrt unternommen und 5 Monate zuvor ein gesundes Kind geboren (vaginale Geburt). Die Patientin verneinte regelmässigen Nikotinkonsum sowie die Einnahme von Medikamenten (inkl. Kontrazeptiva).
Bei Eintreffen im Notfallzentrum präsentierte sich die Patientin tachypnoisch mit 25 Atemzügen/min bei ansonsten unauffälligen Vitalzeichen (Blutdruck 112/75 mm Hg, Herzfrequenz 87/min, O2-Sättigung bei Raumluft 99%, Temperatur 37,1 °C) und klinischer Untersuchung. Das Labor zeigte bei normwertiger Leukozytenzahl ein mit 100 mg/l erhöhtes CRP (Normwert <10 mg/l) und das Elektrokardiogramm einen normokarden Sinusrhythmus ohne De-/Repolarisationsstörungen. Konventionell-radiologisch fand sich ein pleuraständiges keilförmiges Infiltrat passend zu einem «Hampton’s hump» im rechten lateralen Unterfeld (Abb. 1). In der anschliessend durchgeführten Computertomographie des Thorax zeigte sich korrelierend zum konventionell-radiologischen Bild eine keilförmige Infarktpneumonie im laterobasalen Unterlappen rechts bedingt durch eine segmentale Lungenembolie (Abb. 2A–C). Die transthorakale Echokardiographie war unauffällig.
Bei der nicht mehr stillenden Patientin wurde eine therapeutische Antikoagulation mit einem direkten oralen Antikoagulantium (DOAK) begonnen. Das initial am ehesten im Rahmen der Infarktpneumonie erhöhte CRP war ohne antibiotische Therapie spontan regredient.
Diskussion
Das erstmals 1940 von Hampton und Castleman beschriebene «Hampton’s hump» (engl. Buckel/Höcker) ist ein keil- oder kuppelförmiges Infiltrat, dessen Basis zur Pleura visceralis gerichtet ist[1]. Es entspricht einem Lungeninfarkt im Rahmen einer Lungenembolie und gehört wie das Fleischner-, Westermark-, Knuckle- und Palla-Zeichen zu den selteneren konventionell-radiologischen Zeichen einer möglichen Lungenembolie (Tab. 1). Konventionell-radiologische Veränderungen im Rahmen einer Lungenembolie werden in bis zu 75% der Fälle beschrieben. Zu den am häufigsten beschriebenen Veränderungen gehören die Kardiomegalie, Atelektasen, Infiltrate und der einseitige Pleuraerguss, wobei ein Teil davon (z.B. die Kardiomegalie) auch durch Begleiterkrankungen des Patienten mitbedingt sein können [3, 4].
Tabelle 1:Konventionell-radiologische Zeichen einer möglichen Lungenembolie, zusammengestellt aus [2]. | |
Fleischner-Zeichen | Prominente zentrale Pulmonalarterien |
«Hampton’s hump» | Pleuraständiges keil- oder kuppelförmiges Infiltrat |
Westermark-Zeichen | Umschriebene Oligämie distal des Verschlusses |
Knuckle-Zeichen | Abrupter Kalibersprung der Gefässdicke distal des Verschlusses |
Palla-Zeichen | Vergrösserte rechte Unterlappenarterie |
Obwohl die erwähnten Zeichen nicht zur definitiven Diagnosestellung einer Lungenembolie verwendet werden können, liefern sie wertvolle differentialdiagnostische Hinweise.
Die Autoren haben keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.
Kopfbild: Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Universitätsspital Basel
Dr. med. Gregory Mansella
Notfallzentrum Universitätsspital Basel
Petersgraben 2
CH-4031 Basel
gregory.mansella[at]usb.ch
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