Charles-Bonnet-Syndrom: Bildgebung ja oder nein?

Charles-Bonnet-Syndrom: Bildgebung ja oder nein?

Leserbrief
Ausgabe
2021/0708
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2021.08739
Swiss Med Forum. 2021;21(0708):140

Publiziert am 16.02.2021

Charles-Bonnet-Syndrom: ­Bildgebung ja oder nein?

Leserbrief zu: Erlebach R, Seebach L, Bächli E, Marti S. Visuelle Täuschungen beim Charles-Bonnet-Syndrom. Swiss Med Forum. 2021;21(1–2):29–31.
Danke für den Beitrag «Visuelle Täuschungen beim Charles-Bonnet-Syndrom» [1]. Dieses Krankheitsbild verdient eine breitere Bekanntheit: Es verunsichert Betroffene sehr, kann zu unnötigen Abklärungen führen, und man darf annehmen, dass es aus demografischen Gründen häufiger wird – schwere Sehbehinderungen nehmen altersabhängig zu.
Irritiert hat mich der Satzteil: «(...) eine zere­brale Bildgebung zum Ausschluss einer Isch­ämie (wird) empfohlen.» Das entspricht nicht meinem Kenntnisstand. Auch nicht den aktuellen Empfehlungen in UpToDate, die letzteren immer noch bestätigen – Zitat [2]:
«All patients with new-onset visual hallucinations should have a complete neurologic evaluation screening for cognitive impairment, parkinsonism, and other neurologic deficits, and the medication list should be reviewed. Drugs and medications associated with visual hallucinations are listed in the table (table 1). In the absence of other neurologic abnormalities, and in the setting of known ocular disease (eg, macular degeneration), further diagnostic evaluation may not be required.
By comparison, in the absence of known eye disease, a complete ophthalmologic evaluation with visual field testing should be performed. Brain magnetic resonance imaging is indicated if there is a visual field deficit or other focal neurologic deficit and for patients in whom the cause remains obscure.
Patients with atypical features for CBS should also be further evaluated (table 2).»
Das heisst: Das Charles-Bonnet-Syndrom ist nach wie vor eine klinische Diagnose. Jede/r erfahrene Augenarzt/-ärztin sieht immer wieder Betroffene. Bei typischer Präsentation und guter Aufklärung in einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Ärztin und Patient/in habe ich noch kein einziges Mal erlebt, dass Betroffene oder Angehörige eine Bildgebung verlangt hätten. Im Gegenteil.
1 Erlebach R, Seebach L, Bächli E, Marti S. Visuelle Täuschungen beim Charles-Bonnet-Syndrom. Swiss Med Forum. 2021;21(1–2):29–31.
2 Pelak WS. Visual release hallucinations (Charles Bonnet syndrome). www.uptodate.com. 2019.