Bei einer 75-jährigen Patientin mit Osteoporose, rheumatoider Arthritis sowie armbetonter kompletter linksseitiger Hemiplegie wird links eine gegenüber sechs Jahren zuvor deutlich verminderte Knochendichte gemessen.
Fallbeschreibung
Wir behandeln eine 75-jährige Patientin mit vorbekannter Osteoporose (Erstdiagnose vor 11 Jahren) und seropositiver rheumatoider Arthritis in steroidfreier Remission unter Monotherapie mit Methotrexat (Erstdiagnose vor 16 Jahren). Neben Kalzium-/Vitamin D erhält die Patientin seit sechs Jahren Alendronsäure. Es besteht zudem eine armbetonte komplette Hemiplegie der linken Ober- sowie Unterextremität nach zerebrovaskulärem Insult vor acht Jahren.
Aktuell konnte ein gering zunehmender Mineralsalzgehalt dokumentiert werden (Osteodensitometrie: linker Gesamtfemur 0,515 bzw. Lendenwirbelsäule 1,032 g/cm2; sechs Jahre zuvor: 0,474 bzw. 0,923 g/cm2 [Tab. 1]; am rechten Femur wurde keine Knochendichtemessung durchgeführt). Die Knochenstruktur der rechten Hand zeigt nativradiologisch keinen Unterschied gegenüber der Aufnahme vor sechs Jahren, an der linken Hand besteht jedoch eine deutlich verminderte Knochendichte mit mikroarchitektonischen Störungen, Verschmälerung der Kortikalis und Rarifizierung der Spongiosa (Abb. 1).
Tabelle 1: DEXA-Osteodensitometrie-Befunde.
Region
Knochendichte (g/cm2)
T-Wert (SD)
Befunde vor 6 Jahren
Linker Gesamtfemur
0,474
–4,4
LWS L1–L2
0,923
–2,2
Aktuelle Befunde
Linker Gesamtfemur
0,515
–4,0
LWS L1–L2
1,032
–2.4
DEXA: «Dual Energy X-Ray Absorptiometry»; SD: Standardabweichung; LWS: Lendenwirbelsäule
Diskussion
Trotz leitliniengerechter medikamentöser Therapie und Verbesserung des Mineralsalzgehaltes schreitet bei Inaktivität die Verminderung der Knochendichte fort. An beiden Händen liegt das gleiche metabolische Milieu respektive die gleiche medikamentöse Therapie vor. Diese «quasi kontrollierte Studie mit einer Person» unterstreicht die osteoanabole Bedeutung körperlicher Aktivität für die Knochenstruktur. Der Casus verdeutlicht eindrücklich, dass sich eine Osteoporose mit kombinierten medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien prinzipiell gut kontrollieren lässt, jedoch bei führender Inaktivitätsosteoporose – wie bei unserer Patientin an der linken Hand – die isolierte medikamentöse Therapie nur eine unzureichende Wirkung zeigt. Aufgrund der kompletten Hemiplegie der oberen Extremität ist hier trotz regelmässiger Physio- und Ergotherapie keine Stabilisierung der Knochendichte gelungen.
Disclosure statement
Die Autoren haben deklariert, keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag zu haben.
Korrespondenz
Dr. med. Chatchaya Tschäppät Inselspital Bern Universitätsklinik für Rheumatologie, Immunologie & Allergologie Haus 5 Freiburgstrasse 16p CH-3010 Bern chatchaya.tschaeppaet[at]insel.ch