Lanthanum-Konglomerate als Nebenbefund im Röntgen
Unklarer Krankheitswert

Lanthanum-Konglomerate als Nebenbefund im Röntgen

Coup d'œil 1
Ausgabe
2022/0708
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2022.08909
Swiss Med Forum. 2022;22(0708):144

Affiliations
a Nephrologie/Dialyse, Klinik für Innere Medizin, Spital Linth, Uznach; b Medizinisches Zentrum rappjmed, Rapperswil-Jona

Publiziert am 15.02.2022

Eine 70-jährige Patientin mit chronischer, prädialytischer Niereninsuffizienz, koronarer Herzkrankheit und insulinpflichtigem Diabetes mellitus Typ 2 präsentierte sich mit Beschwerden im Bereich von Gesäss und linkem Bein.

Fallbeschreibung

Eine 70-jährige Patientin mit chronischer, prädialytischer, am ehesten hypertensiv bedingter Niereninsuffizienz Stadium G5A3, koronarer Herzkrankheit und insulinpflichtigem Diabetes mellitus Typ 2 präsentierte sich mit Beschwerden im Bereich von Gesäss und linkem Bein, klinisch mit einer Coxarthrose vereinbar.
Die angefertigten Röntgenaufnahmen des Beckens und der Lendenwirbelsäule (Abb. 1) zeigten nebenbefundlich auffällige röntgendichte Veränderungen im Darmsystem. Klinisch war die Patientin gastrointestinal unauffällig.
Abbildung 1: Röntgenaufnahmen des Beckens (A) und der Lendenwirbelsäule (B) mit röntgendichten Veränderungen im Bereich des Gastrointestinaltraktes.

Diskussion

Die Literaturrecherche ergab, dass solche radiologischen Veränderungen bei Einnahme des Phosphat­binders Lanthanum-Carbonat (Fosrenol®) beschrieben sind [1]. Die Patientin hatte Lanthanum seit fünf Jahren in einer Dosis von 3 × 750 mg eingenommen. Es handelt sich um ein chemisches Element, das zu den seltenen Erden zählt. Es wird als kalzium- und aluminiumfreier Phosphatbinder eingesetzt.
Lanthanum-Ablagerungen in der Mukosa von Magen und Duodenum wurden in der Literatur beschrieben. Endoskopisch zeigen sich weissliche Veränderungen. Ob die Lanthanum-Ablagerungen Krankheitswert haben, ist aktuell unklar [2].
Da Fosrenol® ein häufig verwendeter kalziumfreier Phosphatbinder ist, könnte das Wissen um die röntgenologischen Veränderungen im Gastrointestinaltrakt unter der Therapie hilfreich sein.
Die Autoren haben deklariert, keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag zu haben.
Dr. med. Matthias Neusser
Klinik für Innere Medizin
Spital Linth
Gasterstrasse 25
CH-8730 Uznach
matthias.neusser[at]spital-linth.ch
1 Cerny S, Kunzendorf U. Images in clinical medicine. Radiographic appearance of lanthanum. N Engl J Med. 2006;355(11):1160.
2 Iwamuro M, Urata H, Tanaka T, Okada H. Review of the diagnosis of gastrointestinal lanthanum deposition World J Gastroenterol. 2020;26(13):1439–49.