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Erworbene Hypomagnesiämie
Magnesium (Mg) ist – nach dem Kalium – das zweithäufigste Kation. Im erwachsenen Körper liegen rund 24 g vor, das meiste davon im Knochen. Extrazelluläres Mg macht circa 1%, der Anteil im Serum nur gerade 0,3% aus. Die im Serum bestimmten Werte bilden deshalb das intrazelluläre Mg nur ungenügend ab.
Eine erworbene Hypomagnesiämie sollte bei folgenden Situationen gesucht werden: kardialen Arrhythmien (QT-Verlängerung, Torsade de Pointes), neuromuskulären Störungen (Tremor, Spasmen, Krampfanfällen), chronischem Alkoholkonsum, therapierefraktärer Hypokaliämie, unklarer Hypokalzämie (Reminder: Mg wird zur Parathormonsekretion benötigt). Eine Hypalbuminämie führt zu falsch-tiefen Mg-Werten im Serum.
Die Ursache der Hypomagnesiämie ergibt sich in der Regel aus dem klinischen Kontext. Häufig kommen medikamentöse Trigger infrage. Die entsprechende Indikation gilt es deshalb immer wieder zu prüfen!
Protonenpumpenblocker (PPI) interferieren mit der Mg-Resorption im Kolon. Eine Hypomagnesiämie (Prävalenz unter PPI >10%) wird vor allem bei hochdosiertem Einsatz, unter Komedikation mit Diuretika, bei Langzeittherapie und bei älteren Patientinnen und Patienten beobachtet.
Diuretika erhöhen die renale Mg-Ausscheidung, Thiazide mehr als Schleifendiuretika, akzentuiert unter Kombination beider Wirkstoffklassen. Kaliumsparende Diuretika wirken hingegen protektiv, ebenso Natrium-Glukose-Kotransporter-2-(SGLT2-)Inhibitoren.
Antibiotika, Colchicin und Laxativa (Diarrhoe), platinumhaltige Chemotherapeutika und Amphotericin B sind weitere Beispiele für Medikamente, die eine Hypomagnesiämie induzieren können.
Die Art der Substitution wird durch die jeweilige Symptomatik und den Schweregrad der Klinik definiert. Bei Tetanie, Krampfanfällen und Rhythmusstörungen mit hämodynamischer Instabilität erfolgt sie parenteral (1–2 g Mg-Sulfat = circa 4–8 mmol respektive 8–16 mval Mg über 2–15 Minuten).
Bei therapierefraktärer Hypomagnesiämie – oder kann aufgrund der dringenden Indikation ein medikamentöser Auslöser nicht gestoppt werden – kann der Zusatz von Amilorid oder einem SGLT2-Inhibitor hilfreich sein.
Mayo Clin Proc. 2023,
doi.org/10.1016/j.mayocp.2022.12.002. Verfasst am 12.3.23_HU.