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Botulismus
Vor Kurzem wurde in verschiedenen Medien von zahlreichen Botulismus-Erkrankungen berichtet [1], die nach Botox-Behandlungen des Magens aufgetreten sind. Die Injektionen erfolgten mit der Absicht, durch Lähmung der Magenmuskulatur die Gewichtsreduktion zu erleichtern. Ein Grund, die Präsentation des Botulismus wiederaufzufrischen [2]:
Botulismus ist eine akut-subakute Lähmungserkrankung, die durch das neurotoxische Botulinumtoxin («Wurst-Gift») von Clostridium botulinum verursacht wird.
Clostridium botulinum kommt ubiquitär im Erdboden in Sporenform vor. In dieser Form werden keine Toxine gebildet.
Unter anaeroben Bedingungen – zum Beispiel in geschlossenen Büchsen, in Wunden oder im Darm – entstehen aus Sporen Bakterien, die sich vermehren und Neurotoxine ausscheiden.
Nach Einnahme von kontaminierter Büchsennahrung, aus Wundinfektionen und aus dem Darm (Mechanismus bei Neugeborenen) gelangt das Toxin nach einer Inkubationszeit von vier Stunden bis acht Tagen an die neuromuskulären Synapsen.
Auch beim therapeutischen oder kosmetischen Einsatz von Botulinumtoxin («Botox») kann bei nicht sachgerechter Anwendung nach Stunden bis Tagen ein Botulismus entstehen.
Das Toxin hemmt präsynaptisch die Acetylcholin-Ausschüttung und führt zu schlaffen Lähmungen. Die Synapsen können nach Wochen bis Monaten wieder regenerieren.
Die Lähmungen beginnen im Gesichts- und Halsbereich, weshalb zu Beginn Seh-, Sprach- und Schluckstörungen typisch sind.
Der Befall der Atemmuskulatur kann eine mechanische Beatmung notwendig machen. Die Erkrankung ist ohne Therapie in >50% tödlich.
Der klinische Verdacht und die Anamnese sind entscheidend für die Diagnose. Diese erfolgt schliesslich durch den Nachweis des Toxins in Nahrungsresten von Büchsen, im Stuhl, in Wunden und im Serum.
Wegen der raschen und hohen Letalität nach geringen Dosen wird Botulinumtoxin in aerosolisierter Form oder durch Kontamination von Wasser als biologische Waffe benutzt.
Die Therapie ist supportiv, Antitoxine verhindern Schädigungen weiterer neuromuskulärer Synapsen. Sie können sind in der Schweiz in der Armeeapotheke angefordert werden.
Dtsch Med Wochenschr. 2017,
doi.org/10.1055/s-0043-112232.Verfasst am 3.4.23_MK.