Trotz Fortschritten – vor 50 Jahren machte man es nicht viel anders

Trotz Fortschritten – vor 50 Jahren machte man es nicht viel anders

Leserbrief
Édition
2020/2730
DOI:
https://doi.org/10.4414/fms.2020.08540
Forum Med Suisse. 2020;20(2730):432

Publié le 01.07.2020

Trotz Fortschritten – vor 50 Jahren machte man es nicht viel anders

Leserbrief zu: Micallef P, Pietsch U. Sevofluran auf der Intensivstation. Swiss Med Forum. 2020;20(15–16):268–70.
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem interessanten und wertvollen Paper. Ich selbst bin ein Anästhesie- und Intensivmediziner im Ruhestand und erlaube mir darzulegen, wie man auch ohne Ihr aufwändiges AnaConDa®-System dasselbe mit alten Geräten erreichen kann.
In den 70er Jahren wurden Kinder im schwersten Status asthmaticus (als Ultima ratio) mit Halothan beatmet und konnten so gerettet werden; damals gab es noch kein Sevofluran.
In vielen Spitälern gibt es noch alte Narkoseapparate mit Vaporizern; mit einem solchen Gerät könnten Sie die Patienten auch beatmen und Sevofluran applizieren.
Ich selbst würde einen alten «Bird» oder Ähnliches benutzen, zusammen mit einem Bain-System. Das Bain-System löst viele Probleme, da damit befeuchtete und CO2-haltige Exspirationsluft zusammen mit dem Frischgas in die Lungen gepumpt wird (SaO2- und CO2-Messungen waren damals nur mit einer arteriellen Blutgasanalyse möglich). Das einzige (heutige) Problem: Man muss Narkosegase absaugen.
So erfindet man das Rad immer wieder neu; wie lange war beispielsweise Novalgin® doch nicht mehr im Handel und wurde als Minalgin® wiedergeboren!
Natürlich hat man auf den Intensivstationen bessere Apparaturen, doch es schadet sicher nicht, sich mit alten Ressourcen zu helfen wissen.
Es war mir eine Freude, Ihren interessanten Artikel zu lesen und den Fortschritt in der ­Intensivmedizin kennenzulernen. Und doch, vor 50 Jahren machten wir es nicht viel anders.