Methodologische Mängel in der Originalstudie

Methodologische Mängel in der Originalstudie

Leserbrief
Édition
2022/1920
DOI:
https://doi.org/10.4414/fms.2022.09127
Forum Med Suisse. 2022;22(1920):336

Publié le 10.05.2022

In der Studie von Fernandez et al. wurde die Versorgung von Schenkelhalsfrakturen untersucht, wobei zementierte Femurkopfendoprothesen mit unzementierten, Hydroxylapatit-(HA-)beschichteten Femurkopfendoprothesen verglichen wurden.

Methodologische Mängel in der Originalstudie

Leserbrief zu: Krapf R. Kurz und bündig. Swiss Med Forum. 2022;22(11–12):194–6.
In der Studie von Fernandez et al. aus dem New England Journal of Medicine [1] wurde die Versorgung von Schenkelhalsfrakturen untersucht, wobei randomisiert zementierte Femurkopfendoprothesen mit unzementierten, Hydroxylapatit-(HA-)beschichteten Femurkopfendoprothesen verglichen wurden. In der Besprechung dieser Studie im «Kurz und bündig» der Ausgabe 11–12 des Swiss Medical Forum vom 16.03.2022 [2] wurden diese beiden Verankerungskonzepte leider vermischt. Ein kleiner Fehler, der jedoch auf grosse methodologische Mängel hingewiesen hat!
Der verwendete Prothesentyp wurde in beiden Gruppen nicht erwähnt, obwohl der Einfluss der verschiedenen Implantate relevant sein kann. Auffällig ist diesbezüglich die recht hohe Rate an periprothetischen Frakturen in der Gruppe mit zementierten Schäften. Zudem wurde offensichtlich randomisiert, bevor der eigentliche Behandlungsplan definiert wurde, belegt durch Ausschluss von Patientinnen und Patienten wegen Osteosynthesen oder Implantation einer Totalendoprothese. Die hohe Rate an Prothesen, die nicht entsprechend der Zuteilung verankert wurden, deutet auf eine grössere Verzerrung durch mangelndes Fachwissen der Operateure hin. Ein eigentlich bekanntes Problem bei randomisierten Studien mit Operationen als Intervention [3]. Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass die statistische Aufarbeitung vom EQ-5D nicht korrekt durchgeführt wurde, wie schon die Beschreibung der Verteilung belegt.
Das Thema ist sicherlich interessant, doch es gibt in den orthopädischen Journals deutlich bessere Literatur, die dieses Thema behandelt (z.B. [4]). Bei der unzementierten Verankerung kann HA als Beschichtung verwendet werden, doch in den diversen Studien (u.a. [5, 6]) konnten keine Vorteile der Beschichtung aufgezeigt werden. Dafür kann HA wie alle Beschichtungen mit spezifischen Komplikationen wie Delamination verbunden sein [7].
Die Autorin hat deklariert, keine potentiellen ­Interessenskonflikte zu haben.
1 Fernandez MA, Achten J, Parsons N, Griffin XL, Png ME, Gould J, et al.; WHiTE 5 Investigators. Cemented or Uncemented Hemiarthroplasty for Intracapsular Hip Fracture. N Engl J Med. 2022;386(6):521–30.
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