Beginn einer inhalativen Steroidtherapie bei Asthma: auf die Symptome verlassen?

Beginn einer inhalativen Steroidtherapie bei Asthma: auf die Symptome verlassen?

Und anderswo ...?
Ausgabe
2017/23
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2017.02938
Schweiz Med Forum 2017;17(23):485

Publiziert am 07.06.2017

Beginn einer inhalativen Steroid­therapie bei Asthma: auf die Symptome verlassen?

Fragestellung

Selbst bei Asthmatikern, die kaum Symptome zeigen, sind die Atemwege chronisch entzündet. Inhalative Steroide sind der Hauptpfeiler der Asthmabehandlung und ihre Wirksamkeit wurde in zahlreichen qualitativ hoch­stehenden Studien anerkannt und nach­gewiesen. Selbst in geringer Dosierung verringern sie Asthmasymptome sowie die Anwendungshäufigkeit kurzwirksamer β-2-Sympathikomimetika. Überdies wird durch in­halative Steroide die Spitaleinweisungsrate verringert und die Verschlechterung der Lungenfunktion (LUFU) verlangsamt. Seit 25 Jahren wird in den Guidelines zwischen persistierendem und intermittierendem Asthma, d.h. mit Symptomen an <2 Tage/Woche, unterschieden. Nur für letztere Patienten wird eine Behandlung mit β-2-Sympathiko­mi­me­tika empfohlen. Ist der Beginn einer inhalativen Steroidtherapie eventuell auch bei intermittierendem Asthma von Vorteil gegenüber der Behandlung mit β-2-Sympathikomime­tika im Bedarfsfall?

Methode

Die Studie ist eine Post-hoc-Analyse der Pa­t. der START-Studie (Steroid Treatment As Re­gular Therapy in early asthma). In der randomisierten, doppelblinden und plazebokon­trollierten START-Studie wurde untersucht, ob die Verabreichung von inhalativem Budesonid (B) bei Pat. mit moderatem Asthma schwere asthmatische Ereignisse verhindern kann. Die Pat. waren 4–66 Jahre alt mit moderatem, seit mindestens 3 Monaten bestehendem Asthma und mindestens 1 ×Woche, jedoch nicht täglichen Symptomen. Die START-Pa­tienten wurden in drei Gruppen unterteilt: (1.) 0–1 Symptom/Woche, (2.) >1 aber <2 Sym­ptome/Woche und (3.) >2 Symptome/Woche. Sie erhielten mittels Turbohaler entweder 400 µg B pro Tag oder ein Plazebo (P). Primärer Endpunkt war eine Kombination aus der Zeitspanne bis zu einem schweren asthma­tischen Ereignis wie Spitaleinweisung, Behandlung mit systemischen Steroiden bzw. Tod und der Verbesserung der FEV1 von Studienbeginn bis Ende des 3-jährigen Follow-up.

Resultate

Die drei Gruppen unter B hatten eine Probandenzahl von n = 1102, 951 bzw. 1524. Die Zahlen unter P betrugen n = 1082, 963, bzw. 1516. Die Zeitspanne bis zum Auftreten eines schweren asthmatischen Ereignisses hatte bei den Pa­tienten unter B im Vergleich zu ­P eine HR von 0,54, 0,60 bzw. 0,57. Auch schwere Exazerba­tionen traten unter B im Vergleich zu P seltener auf, HR 0,48, 0,58 und 0,66. Die Verschlechterung der LUFU nach 3 Jahren war unter B ebenfalls signifikant geringer.

Probleme und Kommentar

Es handelt sich um eine Post-hoc-Analyse mit allen entsprechenden Vorbehalten. Die Resultate bei Pat. mit intermittierendem, mode­ratem Asthma sprechen signifikant für den Nutzen von B. Ist die Behandlung mit B auch in pragmatischer Hinsicht sinnvoll? Die Editorialisten stellen diesbezüglich eine interessante Rechnung an: Durch die Behandlung mit B werden 9 schwere asthmatische Ereignisse/Jahr/1000 Patienten sowie 90 systemische Steroidbehandlungsepisoden/Jahr/1000 Pat. vermieden. Letztendlich muss der Einsatz von B klinisch beurteilt und mit dem Patienten besprochen werden, um, wie so häufig in der Medizin, einen Konsens zu finden.
Reddel HK, et al. Lancet. 2017;389:157–66.

Typ-2-Diabetes: bariatrische Chirurgie mit intensiver Medikation oder medikamen­töse Behandlung allein?

Bis dato gibt es nur wenige Daten, welche die bariatrische Chirurgie bei Typ-2-Diabetes mit einer medikamentösen Behandlung vergleichen. In einer 5-jährigen Studie wurde eine medikamentöse Intensivbehandlung mit einer med. Intensivbehandlung plus bariatrischer Chirurgie (Roux-en-Y-Magenbypass oder Sleeve-Gastrektomie) verglichen. Primärer Endpunkt war ein HbA1c von 6% oder weniger mit oder ohne Diabetesbehandlung. Nach 5 Jahren hatten 2/38 Pat. in der Gruppe mit alleiniger med. Behandlung den primären Endpunkt erreicht, gegenüber 14/29 mit Roux-en-Y-Magenbypass und 11/47 mit Sleeve-Gastrektomie (signifikant). Zu Studienbeginn betrug der BMI durchschnittlich 37 und der HbA1c-Wert 9,2%. In der Roux-en-Y-Gruppe kam es zu ­einem Gewichtsverlust von 23, in der Sleeve-Gastrektomie-Gruppe von 19% und in der Gruppe mit alleiniger med. Behandlung von 5%. Sicherlich ein gutes ­Resultat, aber Vorbeugen ist besser als Heilen, insbesondere angesichts der hohen zeitlichen und monetären Investitionen sowie Operationsrisiken …
Schauer P, et al. N Engl J Med. 2017;376(7):641–51.

Psoriasis: Intensivbehandlung 
mit subkutanem Methotrexat?

Psoriasis ist eine komplexe entzündliche Erkrankung, die sich v.a. in Form von Hautläsionen äussert. Vor kurzem wurden mit gewissem Erfolg Biological-Therapien mit TNF-alpha-, ­Interleukin-23- und -17-Blockern eingeführt. Diese sind extrem teuer. Nun hat eine Phase-3-Studie ein Jahr lang die Wirksamkeit von subkutanem Methotrexat (M) untersucht. (17,5–­22,5 mg/Woche bei unzureichendem Ansprechen). M hatte laut PASI 75 (Index zur Ermittlung des Psoriasis-Schweregrads) bei den Pa­tienten eine Ansprechrate von 41%, gegenüber 10% unter Plazebo. Die Wirkung hielt bis Woche 52 mit einem akzeptablen Sicherheits­profil an. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit für eine Erkrankung, die das Leben stark beeinträchtigen kann …
Warren RB, et al. Lancet. 2017;389:528–37.

Heparin nach Kniearthroskopie oder Gipsruhigstellung des Beins?

Die Prophylaxe mit niedrigmolekularem ­Heparin nach Kniearthroskopie (Knie-AS) oder Gipsruhigstellung des Beins zur Vermeidung symptomat. venöser Thrombosen ist ein umstrittenes Thema. Während 8 Tagen nach Knie-AS oder während der gesamten Gips­ruhigstellung wurde die Heparinprophylaxe oder ein Plazebo verabreicht. Jede der 4 Gruppen umfasste ca. 700 Pat. Bezüglich des Auftretens venöser Thrombosen war kein Unterschied festzustellen: 0,7% in den behandelten und 0,4% in den Plazebogr. Das Resultat erscheint eindeutig, wie verhält es sich jedoch mit Pat., die bereits eine Thromboseepisode erlitten haben? Diese wurden nämlich aus­geschlossen …
Van Adrichem RA, et al. N Engl J Med. 2017;376:
515–25.

Biosimilars: ebenso wirksam wie die ­Originalwirkstoffe?

Bezüglich des Wirkstoffs Trastuzumab scheint diese Frage geklärt zu sein. Bei Patientinnen mit metastasierendem HER2+ Brustkrebs wur­de ein Biosimilar von Trastuzumab (jedoch preisgünstiger) mit dem Originalwirkstoff verglichen. Nach 24 Wochen war die Ansprechrate in beiden Gruppen identisch. Von der Problematik werden sicher auch andere Biopharmazeutika betroffen sein, deren Preise mitunter astronomisch erscheinen …
Rugo HS, et al. JAMA. 2017;317:37–47.