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Publiziert am 21.04.2020
Ein erfahrener und gesunder Taucher entwickelt ab dem Auftauchen messerstichartige Schmerzen zwischen den Schulterblättern, Parästhesien der oberen Gliedmassen, diffuse Schmerzen und Probleme beim Wasserlassen.
Tabelle 1: Die wichtigsten Erkrankungen, die beim Tauchen auftreten können. | ||||
Dekompressions- unfall | Pulmonales Barotrauma | Stickstoffnarkose («Tiefseerausch») | Taucher-Lungenödem | |
Klinisches Erscheinungsbild | Variabel (starke Müdigkeit, Unwohlsein, neurologische, Haut-, Gelenks- und Lungenbeschwerden) | Thoraxschmerz, Husten, Atemnot, Hämoptysen | Variabel, je nach Tauchtiefe (Verhaltensstörungen, kognitive Störungen, Euphorie oder Angst, Koma) | Atemnot, schaumartiger Auswurf, Hämoptysen |
Zeitpunkt | Am Ende des Tauchgangs oder beim Verlassen des Wassers; bis zu 24 Stunden nach dem Tauchgang | Beim Auftauchen, insbesondere auf den letzten Metern vor der Wasseroberfläche | In der Tiefe (beim Auftauchen rascher Rückgang) | An der Wasseroberfläche oder in der Tiefe, häufig bei Anstrengung im kalten Wasser |
Mechanismus | – Mechanischer Effekt von Gasbläschen in den Gefässen und/oder im Gewebe – Komplexe, durch die Schnittstelle Gasbläschen/Blut und Gasbläschen/Endothel mediierte Entzündungskaskade | Überdruck und Überdehnung der Lungenalveolen | Veränderung der Nervenleitfähigkeit in den Synapsen und den neuronalen Membranen | – Mechanismus umstritten – Überlastung der Lungenkapillaren |
Tabelle 2: Faktoren, die einen Dekompressionsunfall (DU) begünstigen. | |
Taucherbedingte Faktoren | Tauchbedingte Faktoren |
Fortgeschrittenes Alter | Tauchtiefe und -dauer |
Schlechte körperliche Verfassung | Sägezahnprofil (Jo-Jo-Profil) |
Komorbiditäten und Medikamenteneinnahme | Mehrere Tauchgänge hintereinander |
Stress, Müdigkeit, Dehydratation | Kaltes Wasser |
DU in der Vorgeschichte | Körperliche Belastung |
Höhenaufenthalt, Flug mit dem Flugzeug weniger als 12–24 Stunden nach dem Tauchgang | Nichteinhaltung der Dekompressionsregeln |
Tauchen in Höhenlage (Bergsee) |
Tabelle 3: Regeln des «low bubble diving»[15] (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Unterwasser- und Hyperbarmedizin, Dr. med. Claudio Camponovo). | |
Massnahmen, welche die Blasenzahl tief halten | |
1 | Den Tauchgang mit grösster Tiefe beginnen. |
2 | Keine Sägezahn-Tauchgänge (Jo-Jo-Tauchgänge). Kein wiederholtes Auftauchen in den 10-Meter-Bereich. |
3 | Aufstiegsgeschwindigkeit in den oberen 10 Metern auf 5 Meter pro Minute reduzieren. |
4 | Sicherheitshalt in 3–5 m Tiefe während mindestens 5–10 Minuten. |
5 | Nullzeitgrenzen nicht ausreizen. Keine Deko-Tauchgänge. |
6 | Mindestens 4 Stunden Oberflächenintervall bis zum nächsten Tauchgang. |
7 | Maximal zwei Tauchgänge pro Tag. Ein tauchfreier Tag pro Woche. |
8 | Mindestens 2 Stunden Wartezeit bei geplantem Wechsel in eine höhere Höhe über Meer. |
9 | Meiden von grosser Hauterwärmung nach dem Tauchgang. Z.B. Sonnenbad, warme Dusche und Sauna. |
10 | Kälte, Dehydratation und Rauchen vermeiden. |
11 | Tauchen mit Nitrox nach Lufttabellen, Sauerstofftoxizität beachten. |
12 | Spezielle Tauchcomputer respektive Software vermindern das Risiko. |
Massnahmen, die den Übertritt von Blasen in die arterielle Strombahn tief halten | |
13 | Keine Anstrengungen in den letzten 10 Metern des Aufstiegs. Körperliche Arbeiten unter Wasser sowie Strömung am Ende des Tauchgangs vermeiden. |
14 | Keine Anstrengungen in den ersten 2 Stunden nach dem Tauchgang: – An der Oberfläche Jackett nicht von Mund aufblasen. – Gerät im Wasser ausziehen und von Helfenden herausheben lassen. – Anstrengungsfreier Ausstieg an Land oder ins Boot (kein Pressen!). – Herumtragen von schweren Ausrüstungen vermeiden. |
15 | Absolutes Tauchverbot bei Erkältungen. Husten oder Forcieren des Druckausgleichs (Valsalva-Manöver) fördert den Übertritt von Bläschen in den arteriellen Kreislauf. |
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