Zurück in die Zukunft
20 Jahre Swiss Medical Forum

Zurück in die Zukunft

Editorial
Ausgabe
2022/0910
DOI:
https://doi.org/10.4414/smf.2022.09054
Swiss Med Forum. 2022;22(0910):147

Affiliations
Redaktorin Swiss Medical Forum

Publiziert am 01.03.2022

In einem weiteren Rückblick gehen Autorinnen und Autoren auf viele wichtige und spannende Entwicklungen der letzten 20 Jahre ein.

In einem weiteren Rückblick schreiben Autorinnen und Autoren über viele wichtige und spannende Entwicklungen der letzten 20 Jahre auf den Gebieten der Allergologie, Gynäkologie, Nephrologie, Tropen- und Reisemedizin sowie Ophthalmologie. Die Auswahl ist erneut breit.
Allergologie: Werner J. Pichler und Oliver Hausmann beschreiben, wie sich das Fachgebiet aus einer Exotendisziplin zu einem wichtigen Fach mit vielen therapeutischen Optionen entwickelte. Das Verständnis von immunologisch bedeutsamen Molekülen wie der ­Tumornekrosefaktor und Interleukine haben massgeblich zur Entwicklung im Gebiet beigetragen. Die ­Toleranzmechanismen in der Immunologie / Allergologie wurden bisher unterschätzt. Ein Meiden von klassischen allergieauslösenden Nahrungsmitteln in den ersten Lebensjahren kann Allergien sogar fördern. Die neuen Erkenntnisse führen zu Anpassungen der Richtlinien, die uns allen bekannt sein sollten.
Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie: Michael D. Mueller beschreibt die Erfolge der quadrivalenten HPV-Impfung, nach der inzwischen ein deutlich geringeres Risiko für invasiven Gebärmutterhalskrebs in der Bevölkerung beobachtet wird. Mit einem neuen Neunfachimpfstoff ist zu erwarten, dass der Schutz gegen high-risk HPV gewährleistet ist. Leider ist die Durchimpfrate mit 52% in der Schweiz tief und die Kosten für die high-risk HPV-Screenings werden von der obligatorischen Grundversicherung nicht übernommen, weshalb meistens immer noch ein zytologischer Abstrich durchgeführt wird. Wichtige Verbesserungen in der minimal-invasiven Chirurgie in der Gynäkologie führten zu kürzerer Hospitalisationszeit, geringerer Morbidität und Mortalität. Fortschritte waren auch durch das Konzept des Sentinel-Lymphknotens (SLN) bei gynäkologischen Tumoren sowie bei der molekulargenetischen Klassifizierung beim Endometriumkarzinom zu verzeichnen. Die personalisierte Beratung und Therapie werden dadurch zunehmend wichtig.
Nephrologie: Michel Burnier schreibt über die Erfolge in der Prävention des Fortschreitens einer Niereninsuffizienz durch die Blockade des Renin-Angiotensin-Systems. Die Entdeckung der weiteren Effekte, der ­eigentlich für die Behandlung des Diabetes entwickelten SGLT2-Hemmer, führte zu einer markablen Praxisänderung. SGLT2-Hemmer bewirken eine Blutdrucksenkung, eine Reduktion der Harnsäure, der Proteinurie sowie kardiovaskulärer Endpunkte, was die klinische Praxis nachhaltig beeinflussen wird. Weitere interessante Entwicklungen, die unsere Praxis ändern werden, sind das Fineron, ein neuer Aldosteronantagonist, neue Kalium Chelatoren, das Tolvaptan bei der polizystischen Nierenerkrankung und Rituximab für bestimmte Glomerulopathien.
Tropen- und Reisemedizin: Marcel Tanner schreibt über den langen Weg zur ersten Impfung gegen die Malaria und künftige Herausforderungen. Am 6. Oktober 2021 empfahl die WHO den ersten Malariaimpfsoff für ­Kinder zur breiten Anwendung. Die 40-jährige Entwicklung des Impfstoffs ist im Kontext der Sars-CoV-2 Pandemie und der Entwicklung von neuen Technologien besonders bedeutsam.
Ophthalmologie: Klara Landau beschreibt die optischer Kohärenztomografie (OCT) als Meilenstein in der Entwicklung der letzten 20 Jahren. Die OCT-Methode funktioniert gewissermassen analog zur Sonografie, doch statt mit Schall wird mit Licht gearbeitet. Die OTC erlaubt eine nicht invasive in-vivo-Darstellung verschiedener okulärer Strukturen in Echtzeit. Wichtig ist, dass trotz diesem beeindruckend bildgeberischen Befunden die Klinik nicht vergessen geht, da die Interpretation davon abhängig ist. Das OCT wird ja häufig von einer Hilfsperson angefertigt. In den letzten 20 Jahren hätte zudem gemäss WHO mit der Initiative «Vision 2020» erreicht werden sollen, dass niemand mehr unnötig blind sein muss. Obwohl die Prävalenz der Blindheit deutlich gesunken ist, ist die absolute Zahl blinder Menschen jedoch aufgrund von Bevölkerungszunahme und höherer Lebenserwartung gestiegen. Vielversprechend sind diverse bildgebenden Verfahren in der Augenheilkunde, die eine Telemedizin ermöglichen.
Der Überblick über 20 Jahre ist vielfältig und inspirierend. Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre.