Fokus auf …
Chronische Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) verursacht bei Neugeborenen fast immer und bei Erwachsenen in circa 10% eine chronische Infektion.
Die Chronizität entsteht unter anderem dadurch, dass sich die T-Zellen gegen die hohe HBV-Antigenlast erschöpfen. Zudem gelingt es der humoralen B-Zell-Abwehr nicht, genügend Antikörper gegen die Antigene HBs (HBsAG) und HBe (HBeAG) zu bilden.
Die Diagnose «chronische Hepatitis B» beruht auf der Persistenz des HBsAG >6 Monate.
Durch das Wechselspiel von Virusreplikation und Immunreaktion entsteht eine chronische Leberschädigung. Nekrosen der Hepatozyten und Fibrosebildung führen zu Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom.
Personen mit chronischer Hepatitis B sollten – in Zusammenarbeit mit einer Fachspezialistin oder einem Fachspezialisten – regelmässig kontrolliert werden: dabei spielen Labor, Bildgebung (meist Ultraschall) und gelegentlich Biopsie eine entscheidende Rolle für die Therapie.
Die Krankheit ist durch Phasen mit wechselnden HBV-Konzentrationen (<103 bis >107 IU/ml) und unterschiedlicher Entzündungsaktivität (Transaminasen) in der Leber charakterisiert.
Auch wenn das Immunsystem Antikörper gegen HBeAG aufbauen kann (HBeAG negativ), persistiert die chronische Infektion meist und muss weiter überwacht werden.
Die Indikation einer antiviralen Therapie besteht dann, wenn eine Leberschädigung vorliegt (Transaminasen, Ultraschall, Biopsie) und die HBV-DNA >2000 IU/ml liegt.
Aktuell werden Nukleosid/tid-Analoga (Tenofovir, Adefovir, Entecavir) eingesetzt, welche die HBV-Polymerase hemmen. Die Entwicklung von Zirrhose und Leberkarzinom kann damit verhindert oder verzögert werden.
Die Therapie muss lebenslänglich eingenommen werden. Eine Heilung ist erst nach jahrelanger Therapie möglich (erkennbar durch Verschwinden des HBsAG).
Neue Präparate verhindern den Eintritt des HBV in die Zelle oder den geordneten Kapsidaufbau. Zahlreiche Phase-1- und -2-Studien sind im Gange. Gleichzeitig wird versucht, die Immunantwort der T- und B-Zellen mittels Immunmodulation zu verstärken.
Verfasst am 22.1.2023_MK.